Das System der "Schellen Medizinischen Hilfe (SMH)" wurde 1976 in der
ehemaligen DDR als Einrichtung des staatlichen Gesundheitswesens in Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Roten Kreuz (DRK) eingeführt.
Es war ein abgestuftes System, das aus den Bestandteilen:
bestand. Die DMH war die mobile spezialisierte medizinische Betreuung,
der Hausbesuchsdienst die mobile medizinische Grundbetreuung.
Um dieses Notarztsystem mit indikationsgerecht differenziertem Einsatzspektrum zu realisieren
bedurfte es speziell ausgerüsteter Einsatzfahrzeuge.
siehe auch: "www.schnelle-medizinische-Hilfe.de"
Quelle:YouTube
Für die DMH wurde der bekannte B 1000 Sanitätskraftwagen (Sankra) der
hauptsächlich als Krankentransportwagen eingesetzt worden war modifiziert.
Die Trage wurde so in der Mitte des Fahrzeuges untergebracht, dass ein Arzt während der Fahrt
Behandlungen durchführen konnte. Das Fahrzeug erhielt die Bezeichnung SMH 2
Eine detaillierte Beschreibung finden Sie auch im WWW-Angebot
www.ddr-alltagskultur.com/barkas.html
Durch den DHD wurde der im poliklinischen Bereich organisierte Hausbesuchsdienst
abgedeckt. In ländlichen Bereichen kam zu dem Wirken des ambulant tätigen Arztes in Notfällen auch
der Transport der Patienten hinzu. Als Fahrzeug wurde ab 1984 der Wartburg Tourist als
Einsatzfahrzeug für den Notarzt modifiziert. Im Fahrzeug konnte ein Patient liegend transportiert
werden, wobei eine Notfallversorgung durch den Notarzt auch während der Fahrt möglich war.
Das Fahrzeug wurde im VEB Karosseriewerk Halle in zwei Varianten produziert.
Einmal für den DMH-Einsatz (Dringliche medizinische Hilfe) mit einer medizin-technischen
Ausstattung für den Notarzt und zum anderen für den DHD-Einsatz
(Dringlicher Hausbesuchsdienst) mit einer vereinfachten Ausrüstung.
Die technische Ausgestaltung des Wartburg Tourist wurde nicht verändert.
Für den liegenden Transport eines Verletzten musste die Fonds-Sitzbank nach vorn umgeklappt
werden und der Beifahrersitz um 180 Grad gedreht werden. Der Notarzt saß nun am Kopfbereich
des Patienten. Die medizinische Ausstattung bestand u.a. aus Sauerstoffgerät,
EKG-Gerät und Transportinkubator.
1983 war das Geburtsjahr eines neuen Einsatzfahrzeuges für die DMH auf der Basis des B 1000.
Ausgehend von dem speziell konzipierten B 1000 Sankra in der Variante B 1000 SMH 2,
wurde eine den nun konkretisierten Anforderungen einer Notfallversorgung Rechnung tragende
Fahrzeugtechnik geschaffen. Vor allem die nicht ausreichenden Raumverhältnisse führten zur
Weiterentwicklung. Eine Behandlung sollte auch stehend vorgenommen werden können.
In einer gemeinsamen Entwicklung vom VEB Barkas Werk, vom VEB MLW Labortechnik Ilmenau und vom
VEB Plastkörper Parkentin entstand der B 1000 SMH 3/5. Der Aufbau wurde vom späteren
VEB KFZ-Instandsetzung Rostock Betriebsteil Parkentin gefertigt. Die medizinische Ausstattung
kam aus dem VEB MLW Labortechnik Ilmenau (heute BINZ).
Die Patiententrage ist zentral angeordnet und von allen seiten zugänglich. Die Federung der
Trage und des gesamten Fahrzeuges wurden verbessert. Die medizin-technische Ausrüstung bestand
u.a. aus Defibrillator WRK 331, Notfallstimulator TUR RS 30, Reanimationskoffer, Medimorph-Narkosegerät und Sauerstoffbeatmungsgerät, Sauerstoffwiederbelebungsgerät, Blutdruckapparat.
Das Fahrzeug, das 2240 kg wog, wurde vom bewährten Wartburgmotor (33,8 kW) angetrieben.
Für die Betreuung von Großveranstaltungen, den Katastrophenschutz bzw. für ländliche Gebiete,
in denen eine stationäre medizinische Versorgung nicht gewährleistet war kam die Mobile
Ambulanz auf einem ROBUR LD 2002 Fahrgestell (Bus-Allrad-Variante) der VEB Robur Werke Zwickau
zum Einsatz.
Der VEB MLW Labortechnik Ilmenau lieferte die medizintechnische Innenausstattung.
Ein Elektroaggregat (3,5 Kilowatt), das im einachsigen Anhänger mitgeführt wurde, sorgte für eine
netzunabhängige Stromversorgung.
Das Magdeburger Modell - Schnelle Hilfe seit 40 Jahren
(mit freundlicher Genehmigung von K. Suske, Pressestelle der Otto - von - Guericke Universität
Magdeburg) www.uni-magdeburg.de/unirep/UR2000/januar2000/smh.html
"Am 21. Januar 1960 wurde in Magdeburg der erste ärztlich besetzte Notfallrettungswagen in der DDR
in Dienst genommen. Es war der chirurgische Ordinarius an der Medizinischen Akademie,
Professor Werner Lembcke, der frühzeitig die Initiative ergriff, um die ärztliche
Erstversorgung an den Unfallort vorzuverlegen. In Zusammenarbeit mit der örtlichen
Feuerwehr richtete er die "Schnelle Hilfe" ein. Bis dahin gab es weder Vorbilder noch Vorschriften in diesem Teil Deutschlands
für die "Schnelle Hilfe".
Das besondere Merkmal des "Magdeburger Modells" bestand darin, dass die ärztliche
Besatzung des Einsatzwagens aus Anästhesisten bestand. Nach und nach fand das Modell
zahlreiche Nachahmer; 1967 waren landesweit bereits 46 Notarzteinsatzfahrzeuge unterwegs.
1976 wurde in der DDR ein abgestuftes System der "Schnellen Medizinischen Hilfe" (SMH) eingeführt.
Bis 1979 erfolgte in Magdeburg die ärztliche Betreuung bei außerklinischen lebensbedrohlichen
Zuständen ausschließlich durch Anästhesisten der Medizinischen Akademie. In den darauffolgenden
Jahren schlossen sich dann Fachkollegen des damaligen Bezirkskrankenhauses Magdeburg-Altstadt
und Ärzte anderer Fachgebiete an.
Die Wiedervereinigung hatte natürlich auch Auswirkungen auf die außerklinische Notfallmedizin.
Das neue Rettungsdienstgesetz für Sachsen-Anhalt (RDG) trat 1993 in Kraft. Danach gelangen
alle an den Rettungsdienst gerichteten medizinischen Hilfeersuchen über den Notruf 112
an die Zentrale Rettungsleitstelle. Die Strukturumstellung war mit der Einführung des
sogenannten "Rendezvousprinzips" verbunden, in das die drei großen Magdeburger Klinika
sowie vier Hilfsorganisationen integriert sind."
Der Einsatzwagen der "Schnellen Hilfe" war ein IFA-Phänomen vom Typ "Granit 30 k",
ausgestattet mit Blaulicht, Martinshorn und einer Funkverbindung zur Einsatzzentrale der Feuerwehr.
Die Ausrüstung bestand im Wesentlichen aus einem Koffer mit transportablem Zubehör für
die Behandlung von Atem- und Kreislaufstörungen und einem - allerdings kaum benutzten -
Operationsbesteck. Die "Schnelle Hilfe" hatte ihren Einsatzbereich in der Stadt Magdeburg
und den Ausfallstraßen einschließlich einer 70 Kilometer langen Teilstrecke der Autobahn
Berlin-Helmstedt."