Feuerwehr Potsdam       Notfallplan



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 24.06.2011  Sicherer Notfallplan der Landeshauptstadt


Was unternimmt die Landeshauptstadt Potsdam, um die Bürger zu schützen,
wenn im Forschungsreaktor „BER II" des Helmholtz-Zentrums Berlin in
Berlin-Wannsee ein Störfall eintritt? Darüber informierten heute der
Fachbereichsleiter Feuerwehr Wolfgang Hülsebeck und der Bereichsleiter
Gefahrenvorbeugung Rainer Schulz. Neben der Alarmierung der Feuerwehr,
der Polizei, der Einheiten des Katastrophenschutzes, sowie der Hilfskräfte
in den benachbarten Landkreisen würde die Bevölkerung über Medien und
Lautsprecherwagen gewarnt sowie über Verhaltensregeln instruiert, etwa
das Haus oder die Wohnung nicht zu verlassen und sich in geschlossenen
Räumen aufzuhalten.

Der Katastrophenschutzplan der Landeshauptstadt regelt die Aufgaben
der Gefahrenabwehr im Falle eines „kerntechnischen Unfallszenarios".
Dabei wird „das größtmögliche Schadensereignis, eine äußere Einwirkung
auf das Reaktorgebäude und den Reaktor, zugrunde gelegt". Zum Beispiel
der Absturz eines schnell fliegenden Militärflugzeugs oder einer großen
Verkehrsmaschine mit einem Volltreffer des Reaktorbeckens. „Für diesen
Fall sind wir in Potsdam angemessen aufgestellt, um die Bevölkerung
zu versorgen, zu schützen und zu retten. Uns steht eine ausreichende
Zahl an Hilfskräften und die entsprechende Ausrüstung zur Verfügung,
und wir haben eine detaillierte Ablaufplanung für verschiedene Varianten,
je nach den jeweiligen Rahmenbedingungen. Nichtsdestotrotz sind wir
über Hinweise dankbar, um diesen Plan laufend zu verbessern", sagte
der Fachbereichsleiter Feuerwehr Wolfgang Hülsebeck.

Für den Fall eines GAUs erläuterte Wolfgang Hülsebeck die Maßnahmen
nach dem aktuellen Stand der Katastrophenschutzplanung: In einem Radius
von vier Kilometern um den Reaktor, das betrifft Babelsberg etwa bis
zur Nuthestraße, würden Katastrophenschutzhelfer innerhalb von vier
Stunden nach der Unfallmeldung jeden Haushalt mit Jodtabletten versorgt
haben. Dies geschähe auf sechs vorher festgelegten Routen. Da die
Gefährdung durch eine radioaktive Wolke von der Wetterlage abhängt,
insbesondere von der Windstärke und -richtung, würden solche Haushalte
zuerst angefahren, die vermutlich zuerst Kontakt mit der radioaktiven
Strahlung hätten.

Die Tabletten sollen die Schilddrüse vor der Anreicherung mit radioaktivem
Jod schützen und dem Krebsrisiko vorbeugen. Als Faustformel gilt: Eine
20er-Packung für vier Personen. In dem 4000-Meter-Radius leben etwa
23 500 Menschen. Wer aus verschiedenen Gründen dennoch keine Tabletten
erhalten hat, kann sich umgehend in einer der dann extra eingerichteten
Ausgabestellen versorgen. „Wir haben 600 000 Jodtabletten auf Lager",
sagte der Fachbereichsleiter Feuerwehr Wolfgang Hülsebeck und betonte,
dass für jeden Potsdamer ausreichend Jodtabletten bereit liegen und die
Versorgung durch die Katastrophenhelfer gesichert ist. Um die Verteilung
im Ernstfall trotzdem zu beschleunigen, habe man mit der Potsdamer
Taxi-Innung eine „mündliche Übereinkunft" getroffen, nach der auch
Taxifahrer mithelfen könnten. „Dies wäre freiwillig und lediglich eine
ergänzende Maßnahme", erklärte Wolfgang Hülsebeck.

Als weiteren Schritt bei einer besonders bedrohlichen Situation sieht
der Katastrophenschutzplan vor, die Bevölkerung zu evakuieren, die
in einem Radius von zweieinhalb Kilometer um den Forschungsreaktor
lebt. Betroffen wären gut 7000 Personen. Analog zur Verteilung der
Jodtabletten würden diejenigen zuerst in Sicherheit gebracht, die
als Erstes Kontakt mit der radioaktiven Wolke hätten.