Feuerwehr Potsdam       KATRETTER startet am 1. Juli

29.07.2021 - Ersthelferalarmierung KATRETTER startet am 1. Juli in Potsdam


Verabschiedung des Hausmeisters der Feuerwehr Potsdam

Michael Naitha und Rainer Schulz präsentieren die Ersthelferalarmierung KATRETTER.

Foto: Landeshauptstadt Potsdam/Juliane Güldner copyright © 2021



Pressemitteilung Nr. 353 vom 29.06.2021:
"Ersthelferalarmierung KATRETTER startet am 1. Juli in Potsdam

Um Menschen in Notsituationen noch besser zu helfen, führt die Regionalleitstelle Nordwest
nach einer Pilotphase ab Mitte Mai zum 1. Juli ein zusätzliches Alarmierungssystem
für freiwillige Ersthelfer ein. Mit der Ersthelferalarmierung KATRETTER werden bei
einem entsprechenden Notruf künftig durch die Leistelle parallel zum Rettungsdienst
auch in der Nähe befindliche Laienhelfer durch das Einsatzsystem alarmiert. Über den
Start des neuen Systems in Potsdam haben Rainer Schulz, Bereichsleiter Gefahrenabwehr
und Michael Naitha, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst heute vor Ort in der Hauptwache
der Feuerwehr informiert.

„Pro Jahr sterben circa 66.000 Menschen in Deutschland an einem plötzlichen Herztod“,
sagt Michael Naitha, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, „das entspricht etwa 145 Menschen
in der Landeshauptstadt Potsdam, von denen ein Drittel jünger als 65 Jahre sind“, so
der Diplom-Mediziner. In 80 Prozent der Fälle ist ein plötzlicher Herzinfarkt mit
auftretenden Herzrhythmusstörungen, welche faktisch zu einem Herzstillstand führen,
die Ursache. Schon nach drei Minuten ohne Reanimationsmaßnahmen kommt es zu Hirnschäden,
welche nach etwa acht Minuten zum Hirntod führen. „Ohne schnelle Hilfe verringert sich
die Überlebenschance in jeder Minute um etwa zehn Prozent. Dabei sind oft Menschen in
räumlicher Nähe, die mit Maßnahmen der Wiederbelebung vertraut sind aber von dem
lebensbedrohlichen Notfall keine Kenntnis haben“, so Naitha.

„Derzeit wird in etwa 34% dieser Einsatzfälle durch Laien eine Reanimation, meist in
der Öffentlichkeit, begonnen“, ergänzt Rainer Schulz, Bereichsleiter Gefahrenabwehr.
„Um diese Situation bis zum Eintreffen professioneller Hilfe durch Rettungsdienst und
Notarzt zu verbessern, führt die Regionalleitstelle Nordwest zunächst für Potsdam das
digitale Ersthelfersystem Katretter als zusätzliches Alarmierungssystem ein“, so Schulz.

Das digitale Ersthelfersystem KATRETTER ist eine smartphonebasierte Anwendung (KATTRETTER App),
die freiwillige Helfer in der Nähe des Notfallortes zeitgleich mit dem Rettungsdienst
alarmiert. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind ein Mithelfer- sowie ein Informations-
und Alarmierungssystem. Die App wurde in einem mehrjährigen Forschungsprojekt des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch das Fraunhofer-Institut FOKUS,
die CombiRisk GmbH und die Berliner Feuerwehr entwickelt. Sie wird bereits in mehreren
Ländern, Kreisen und Städten genutzt, zum Beispiel auch in Berlin und der Lausitz.

Die KATRETTER-App steht volljährigen Personen kostenfrei zum Herunterladen zur Verfügung.
Als Ersthelfer ist im Land Brandenburg eine medizinische Mindestqualifikation erforderlich,
diese kann in einer Fortbildung in erweiterter Erster Hilfe und den Basismaßnahmen der
Herz-Lungen-Wiederbelebung erlangt werden. Für professionelle Helfer die im Gesundheitswesen,
im Rettungsdienst, bei Hilfsorganisationen oder in den Feuerwehren beschäftigt oder aktiv
sind, kann der Besuch dieser Fortbildungsmaßnahme entfallen.

Wenn die Qualifikation erlangt wurde oder besteht, ist eine Registrierung über einen
Autorisierungsdienst in Form eines QR-Codes erforderlich und der Helfer oder die Helferin
werden in der Notrufzentrale registriert. Alle registrierten Ersthelfer sind über die
gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Weitere Informationen sind auch über die
Internetseite der Feuerwehr Potsdam www.feuerwehr-potsdam.de/service/Katretter.htm zu finden.

Das GPS der Handys macht bei einem entsprechenden Notruf, der durch die Rettungsleitstelle
in der Nähe befindliche Laienhelfer durch das Einsatzleitsystem alarmiert, die
Standortbestimmung möglich. Es wird ein Alarm erzeugt und der oder die Ersthelfer*in
bestimmt innerhalb von 30 Sekunden, ob der Einsatz per Tastendruck angenommen oder
abgelehnt wird. Erst nach Einsatzannahme erfolgen weitere Informationen und Hinweise
über das Smartphone, welches auch zum Einsatzort navigiert. Ziel ist die Alarmierung
von zwei Helfern und gegebenenfalls einem Dritten, welcher einen AED (automatisierter
externer Defibrillator = Herzschockgerät) holen und zum Einsatzort bringen soll. Dessen
Standort und Verfügbarkeit wird ebenfalls über die App angezeigt.

Der Einsatzort liegt innerstädtisch in einem Radius von 800 m und kann in ländlicher
Umgebung oder Stadtrandlagen bis zu 3000 m Entfernung erweitert werden und sollte
innerhalb von circa drei bis fünf Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sein.
Dort angekommen, kann sich der Ersthelfer bei Bedarf per Handy autorisieren und mit
der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Eine Mindest-Schutzausrüstung wird den Helfern
zur Verfügung gestellt, sie besteht aus Handschuhen, einem einfachen Beatmungshilfsmittel,
einer FFP-2-Maske und einem „Erste-Hilfe-Handbuch“.

Je mehr Menschen die Vorzüge des KATRETTER-Systems erkennen und sich bereit erklären,
Ihren Mitmenschen, aber gerade auch Nachbarn und Angehörigen in dieser lebensbedrohlichen
Situation zu helfen, erhöhen dessen Effizienz. Viele schrecken davor zurück Fehler zu
machen, oder den Betroffenen durch ihr Eingreifen zu verletzen. Diese Angst ist unbegründet,
da sich die Situation bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand nur durch schnelles und beherztes
Handeln verbessern lässt, wodurch nach Schätzungen fast 5.000 Menschenleben deutschlandweit
jährlich gerettet werden könnten. Der einzige Fehler ist, nichts zu tun.

Wer Zeuge eines plötzlichen Herzstillstands wird, könnte durch sofort eingeleitete
Wiederbelebungsmaßnahmen, wie eine Herzdruckmassage, zum Lebensretter werden. Eine
Beatmung ist bei der Wiederbelebung zweitrangig, im Blut des Patienten ist in der
Regel noch genug Sauerstoff gelöst, um durch die Herzdruckmassage das Gehirn ausreichend
mit Blut zu versorgen und so die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe zu überbrücken.

Die Regionalleitstelle Nordwest bei der Berufsfeuerwehr Potsdam nimmt die Notrufe der
Landeshauptstadt Potsdam sowie die Landkreise Havelland, Ostprignitz-Ruppin und Prignitz
entgegen und koordiniert die Einsätze für Feuerwehr und Rettungsdienst.

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