Dem Kommando Feuerwehr Potsdam wurde 1963 durch das damalige
Ministerium des Innern die Aufgabe gestellt, eine einsatzfähige
Tauchergruppe in einer Stärke von 8 Kameraden zu bilden.
Die Ausbildung wurde im damaligen Marineklub der Gesellschaft für Sport
und Technik (GST) im Babelsberger Park durchgeführt.
Der 1. Lehrgang fand vom 15.05. bis 12.06.1963 statt. Es nahmen
6 Kameraden teil. Am 2. Lehrgang, der vom 6.08. bis 27.09.1963 stattfand,
nahmen weitere 2 Kameraden teil.
Da aus dienstlichen Gründen keine Freistellung der Kameraden vom
Dienst erfolgen konnte, wurden die Lehrgänge sowohl in der Dienstzeit
als auch in der Freizeit durchgeführt.
Die Kameraden mussten also jeden 2. Tag nach Lehrgangsschluss zum
Kommando zurückkehren.
Zum Zeitpunkt der Ausbildung standen der Tauchergruppe lediglich
drei Tauchgeräte von Typ PTG 713 zur Verfügung.
Tauchgerät Typ PTG 713
Dieser Gerätetyp hatte das Druckmanometer hinten am Flaschenpaket.
Dadurch konnte der Taucher den noch vorhandenen Luftvorrat nicht
selbst ablesen. Er war also gezwungen, sofern er allein tauchte,
des öfteren aufzutauchen, damit der Signalmann den Druck ablesen konnte.
Da noch keine Taucheranzüge vorhanden waren, musste während des
Lehrganges nur mit Badehose getaucht werden, was natürlich zu manch
einer "Zittereinlage" , insbesondere in 10 Meter Tiefe führte.
Nach Beendigung des Lehrganges wurden der Tauchergruppe 8 Trockenanzüge
vom Typ "Pinguin", allerdings ohne Unterziehanzüge, Flossen und
Halbmasken zur Verfügung gestellt. Das Fehlen von Kopfhauben führte
insbesondere im Winterhalbjahr 1963 zu 1964 zu manchen Problemen.
Um sich vor der Kälte zu schützen, schmierten sich die Taucher den
Kopf dick mit Vaseline ein. Auch versuchten wir mit ausgesonderten
Panzerhauben der NVA zu tauchen, die aber äußerst schwer wurden,
wenn sie sich mit Wasser vollgesogen hatten.
Der 1. Einsatz der Tauchergruppe erfolgte am 02.07.1963 in der
Ahrensdorfer Kiesgrube. Dort galt es eine verunfallte männliche
Person zu suchen und zu bergen. Der Einsatz wurde nach 40 Minuten
erfolgreich abgeschlossen.
Ein eigenes Fahrzeug stand der Tauchergruppe noch nicht zur Verfügung.
Je nach Art des Einsatzes wurde ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt.
So kam es, dass die Tauchergruppe mal mit dem Lkw, RTW, LF 16 und
sogar mit dem Pkw am Einsatzort erschien.
Auf Grund einer Vereinbarung des Ministeriums des Innern mit dem
Ministerium für Nationale Verteidigung wurde im März 1966 der
Tauchergruppe ein schwimmfähiges KfZ, ein bereifter Amphibienwagen (BAW)
vom Typ ZIL 485, Baujahr 1963 aus dem Bestand der Grenztruppen der DDR,
Standort Potsdam zur Verfügung stellt. Dazu war es notwendig, dass der
Kamerad Rudolf Lehmann einen dreiwöchigen Schwimmwagenlehrgang bei der NVA
besuchte, um die Maschinisten des Kommando-Feuerwehr Potsdam unterweisen
zu können.
Dieser Schwimmwagen war bis 1979 im Einsatz und wurde dann ausgesondert.
Der Tauchergruppe wurde als Ersatz ein Rettungs- und Sicherungsboot (RuSB)
auf einem Einachsanhänger zugeführt. Dieses war bis 1990 in Betrieb.
Als Taucherfahrzeug und zugleich Zugmittel für das RuSB wurde ab 1980
der ausgesonderte RTGW vom Kommando-Feuerwehr Brandenburg verwendet.
2 Jahre später wurde der einem W50 mit Kofferaufbau vorgenommen.
In den Monaten Juli und August 1963 wurden von der Tauchergruppe
bereits 5 Einsätze zur Suche von Personen und 2 Einsätze zu Such-
und Bergungsarbeiten durchgeführt.
Frühjahrsübung 1967 auf dem Zernsee an der Autobahnbrücke
Am 16.08.1963 erhielten 5 Kameraden der Tauchergruppe Prämien für
einen 2-tägigen Tauchereinsatz am Gaswerk Potsdam. Hier war die
Kaimauer eingestürzt.
Am 24. August 1965 versinkt ein NVA-Schwimmpanzer im brandenburgischen
Riewendsee und reißt 35 Kinder eines Ferienlagers in den Tod.
Durch den Stab der Bezirksbehörde der Volkspolizei Potsdam wird der
Einsatz der Tauchergruppe am Riewendsee im Kreis Brandenburg befohlen.
Für hervorragende Leistungen erhielten 7 Taucher Prämien
in Höhe von je 200,- MDN bzw. je 50,- MDN (MDN = Mark der Deutschen
Notenbank).
Frühjahrsübung 1967 auf dem Zernsee an der Autobahnbrücke
Laut der Anweisung 6/74 des Chefs der Bezirksbehörde der Deutschen
Volkspolizei (BDVP)Potsdam vom 01.07.74 wurde die Auflösung der
Tauchergruppen in den Wasserschutz Gruppenposten angewiesen.
Zugleich wurde festgelegt, dass die Aufgaben der Tauchergruppen WS
von den Tauchergruppen des Kdo.-Feuerwehr mit zu erfüllen sind.
Die Anweisung 6/74 legte fest, dass für den Bereich der BDVP Potsdam
2 Tauchergruppen Sollstärke je Gruppe 1 : 7 im Volkspolizeikreisamt (VPKA)
Potsdam, Kdo.-Feuerwehr, zu bilden sind.
In den Jahren 1974 und 1975 wurden 6 neue Taucher ausgebildet, trotzdem
ging die Sollstärke der Tauchergruppen bis 1977 auf 11 Taucher zurück.
Die geforderte Sollstärke von 16 Tauchern konnte nicht erreicht werden.
Überwiegend. konzentrierte sich der Einsatz der Tauchergruppen auf
die Personensuche und die Bergung von Diebesgut und Beweismaterial.
Von 35 Tauchereinsätze zur Suche von Personen, konnten 20 Einsätze
mit Erfolg durchgeführt werden. Für die Suche von Gegenständen und
Beweismaterial für die Kriminalpolizei wurden 29 Tauchereinsätze
durchgeführt.
Im Monat Juli 1976 wurde die Tauchergruppe beider Wachabteilungen
im Tonsee bei Klein-Köris, Kreis Königswusterhausen, eingesetzt, um
ein 17-jähriges Mädchen zu suchen. Der Einsatz war besonders zeitaufwendig
und wurde teilweise unter erschwerten Bedingungen durchgeführt. Im
gleichen Zeitraum wurden 2 weitere Tauchereinsätze in Priros und
Ferch zur Suche von Personen erfolgreich durchgeführt. Durch einen
Taucher der Berliner-Tauchergruppe wurde dann am 23.07.76 das 17-jährige
Mädchen gefunden.
Insgesamt waren die Tauchergruppen des Kdo.-F Potsdam vom 07.07. - 09.07.76,
12.07. - 13.07.76 und 20.07. - 23.07.76 im Einsatz, es wurden folgende
Tauchzeiten durch die einzelnen Taucher geleistet: Klammerwerte Tauchzeit
in Minuten
Lehmann ( 284 ),
Kurth ( 805 ),
Behrens ( 267 ),
Buschmann ( 468 ),
Schulz ( 212 ),
Binnewies ( 343 ),
Thrun ( 287 ),
Grundmann ( 154 ),
Hahn ( 208 ),
Pecher ( 495 ),
Szafraniak ( 115 ),
Smolinski ( 134 ),
als Maschinisten bzw. Hilfskräfte waren die Kameraden Krause Hennig
und Müller eingesetzt.
Tauchergerätewagen BAW eingesetz von 1966 bis 1979
Durchschnittlich standen von 1978 bis 1982 im Kommando Feuerwehr
Potsdam nur 10 bis 11 Taucher zur Verfügung.
Die vom Chef der BDVP festgelegte Sollstärke von 16 Tauchern konnte
zu keiner Zeit erreicht werden, obwohl jährlich 2 neue Taucher ausgebildet
wurden. Die Neuausbildungen glichen nur die jährlichen Abgänge aus.
Mit dem Inkrafttreten der Taucherordnung 20/79 am 01.02.80 wurden
bestimmte Aufgaben und Verantwortungen, besonders zum Einsatz der
Taucher, zur Einsatzleitung und zur medizinischen Betreuung und
Versorgung neu geregelt. Die mindest Dienststärke für eine Taucherein-
satzgruppe wurde auf 1 : 4 festgelegt. Diese Mindestdienststärke
konnte oftmals nur dadurch erreicht werden, wenn ehemalige Taucher
als Signalmänner fungierten, Taucher aus beiden Wachabteilungen die
Einsatzgruppe bildeten oder Taucher anderer Einrichtungen zugeteilt
wurden.
Von den Tauchern des Kommandos wurden in diesen Jahren besonders in den
Sommermonaten zahlreiche Stunden Hausbereitschaft und Zusatzdienst
geleistet.
Die Einsatzstatistik zeigt, dass die Tauchergruppen überwiegend zur
Suche von Personen eingesetzt wurden.
Im Jahr 1983 begann sich im Kommando Feuerwehr Potsdam ein Generationswechsel
zu vollziehen. Der Altersdurchschnitt wurde bis1988 um 4 Jahre gesenkt.
Von den Zahlreichen Neueinstellungen konnten allein in diesem Zeitraum
14 Kameraden für die Tauchergruppen gewonnen und ausgebildet werden.
Erstmals konnte im Jahr 1984 die geforderte Sollstärke von 16 Tauchern
erreicht und bis 1988 gehalten werden.
1988 bestand in jeder Wachabteilung eine starke und leistungsfähige
Tauchergruppe. Insgesamt waren es 16 Taucher und 8 Signalmänner.
Das monatliche Übungstauchen wurde kontinuierlich durchgeführt.
Jährlich wurde ein Trainingslager im Tieftauchen im Helensee organisiert.
Das wirkte sich positiv auf die Kondition, die Einsatzbereitschaft
und die gezeigten Leistungen aus.
Alle wesentlichen Einsätze in diesen 5 Jahren konnten mit Erfolg
abgeschlossen werden. Dafür erhielten die Tauchergruppen Auszeichnungen.
So zum Beispiel eine Tauchergbruppe am 3. Mai 1985 mit der Medaille
für Verdienste im Brandschutz ausgezeichnet.
Tauchergruppe der 1. Wachabteilung im Mai 1988 beim Trainingstauchen im Stechlinsee
Tauchergruppe der 2. Wachabteilung im Mai 1988 beim Trainingstauchen im Stechlinsee
Am 3. Mai 1985 wurde die Tauchergruppe, die vom 4. bis 11. April 1985 im
Einsatzgebiet Müritz (Klink) eingesetzt war, mit der
"Medallie für Verdienste im Brandschutz" ausgezeichnet.
Medallie für Verdienste im Brandschutz
Tauchergerätewagen W 50 LA mit Schlauchboot
eingesetz seit 1990