Einsatz am 15.08.2002 in Dresden
Tauchergruppe der Feuerwehr Potsdam 1989 - 2008
Tauchergruppe Feuerwehr Potsdam in den Jahren von 1989 bis 2002
von Jörg Reichert
Die Kameraden wurden damals sowohl zur Grundausbildung als auch zu
Wiederholungslehrgängen zur Tauchbasis der Feuerwehr nach
Berlin-Oberschöneweide geschickt.
Mehrfach erfolgte die Kommandierung zum Taucherlehrgang dem
dringlichen Bedarf folgend noch vor der Kommandierung zum
Dienstanfängerlehrgang nach Nardt.
Vom 04.-15.09.1989 fand das letzte 2-wöchige Trainingslager im
damaligen "Lager für Arbeit und Erholung" am Helenesee statt.
Neben Feuerwehrtauchern aus beiden Wachabteilungen, die nach einer
Woche ausgetauscht wurden, war auch der Polizeiarzt Dr. Schirdewan
zur medizinischen Absicherung mit vor Ort.
Kollege Binnewies, vor einigen Jahren noch selbst aktiver Taucher,
stellte mit der Limousine (Wartburg 353) die Versorgung sicher.
Später war das Übungstauchen nur noch an einzelnen Tagen möglich.
Mehrfach wurden dann z.B. die Tonstiche bei Paaren oder der Sacrower See
als Übungsgewässer genutzt.
Das Jahr 1990 war von weit reichenden strukturellen Veränderungen geprägt.
Aus dem stärkemäßig unveränderten Personalbestand der vorhandenen
beiden Wachabteilungen wurden die heute vertrauten 3 Wachabteilungen
gebildet, die 56 Stundenwoche löste die 72 Stundenwoche ab.
Auch durch das neu hinzu gekommene Tätigkeitsfeld des Rettungsdienstes
wurde für immer mehr Kollegen ein Einsatzaufkommen zur Alltäglichkeit,
das uns so bis dahin nicht vertraut war.
Durch die Aufteilung der Kollegen auf nun 3 Wachabteilungen reduzierte
sich die Anzahl der Taucher innerhalb der einzelnen Schichten; in der
"neuen" 2. Wachabteilung verblieben z.B. nur noch R. Schulz und
J. Schütze als aktive Taucher. Wenn die Einsatzindikation zeitlichen
Vorlauf zuließ wurde die Tauchergruppe per Pieper zu den Einsätzen
alarmiert, so dass Kollegen aus den Freischichten zur Unterstützung
aktiviert wurden. War dies mitunter nicht möglich wurde ein Kollege,
der früher als Taucher aktiv war, als Signalmann bzw. Maschinist mit
zum Einsatz geschickt. In aller Regel erfüllte diese "Minimalvariante"
unserer Tauchergruppe das Einsatzziel ebenso erfolgreich wie die
Taucher der 1. und 3. Wachabteilung (WA).
Schon am 08. Juni 1990 fand im Gr. Plessower See unweit von Kemnitz
das erste gemeinsame Übungstauchen mit den Kollegen des Technischen
Zuges der BF Berlin statt.
Mit dem Ende der DDR nahm das Einsatzaufkommen zunächst erheblich zu:
- Alte PKW, die bis vor kurzem noch ein Vermögen wert waren, waren
plötzlich nur noch Schrott, dem man sich schnell entledigen wollte.
- Kfz.-Diebstähle und kriminelle Formen der Altfahrzeugentsorgung waren
plötzlich an der Tagesordnung. So landete mancher Trabbi und Wartburg,
aber auch betagte "Westautos" ohne Hoffnung auf den Segen der
TÜV-Prüfer oder nach Diebstahl in den Gewässern des Landes Brandenburg.
Neben den davon ausgehenden Wasserverunreinigungen stellten sie
vielfach auch eine erhebliche Gefährdung der Berufs- und Sportschifffahrt
dar. Diese Form der Entsorgung war leider auch bei anderen Gewässeranrainern
üblich:
Im Umfeld der Stationierungsorte der GUS-Truppen wurden Unmengen
Materials, für das plötzlich keine Verwendung mehr bestand, auf
kürzestem Weg entsorgt. So gerieten bei mehreren Schiffen Reifen
der LKW-Typen "URAL" und "SIL" in die Schrauben, so dass diese
manövrierunfähig und antriebslos waren. So war die Einfahrt in den
Sacrow-Paretzer Kanal mehrfach unser Einsatzort, um hier Schiffe
wieder flott zu bekommen.
Die Suche und Bergung von Personen blieb ein Hauptbestandteil der
Tätigkeit unserer Tauchergruppe. Zumeist handelte es sich hierbei
um Opfer von Ertrinkungsunfällen. Nicht so im August 1992.
Eine Prostituierte aus Potsdam wurde brutal ermordet und ihre
Leiche versenkt. Wegen zahlreicher Zeugenhinweise, die sich später
als falsch erwiesen, wurde in mehreren Gewässern umfangreich gesucht,
u.a. im Gelben Stich, einem von zahlreichen Tonstichen um Ketzin.
Die Suche wurde nach einigen Tagen angesichts der geringen
Erfolgschancen eingestellt, bis das Geständnis eines Mittäters den
Versenkungsort der jungen Frau offenbarte. Sie wurde Monate später
im Caputher See geborgen.
Dieser Kriminalfall diente als Vorlage für den Fernsehkrimi Rosa Roth,
"Verlorenes Leben", der am 27.01.1996 im ZDF ausgestrahlt wurde.
Nach der Indienststellung der 10 Mann starken Tauchergruppe der
Landeseinsatzeinheit der Polizei in Potsdam-Eiche im Jahr 1994
gab es plötzlich nahezu keine Einsatzanforderungen an die Potsdamer
Feuerwehrtaucher mehr. Erst wenn es während eines laufenden
Tauchereinsatzes der Polizei zu einer weiteren Anforderung kam
wurden die Feuerwehrtaucher aktiviert. So sank das Einsatzaufkommen
von zuletzt 12 bis 15 auf nur noch ca. 2 Taucheinsätze im Jahr.
Damit geriet auch die Ausbildung von Tauchern und das notwendige
regelmäßige Übungstauchen weitgehend aus dem Focus des dienstlichen
Geschehens. H. Bruns und K. Huckshold von der 3. WA waren 1995 für
viele Jahre die letzten, die bei den Berliner Kollegen zu Feuerwehr-
tauchern ausgebildet wurden.
Tauchergruppe beim Einsatz am 17.08.2002 in Dresden-Laubegast
Einen letzten großen Einsatz hatte die Tauchergruppe bei dem länder-
übergreifenden Hilfeleistungseinsatz, der durch die Hochwasserkatastrophe
der Elbe 2002 bedingt war.
Am 14. August verlegte ein Konvoi von Feuerwehrfahrzeugen aus Potsdam,
der Tauchergruppe der BF Brandenburg/Havel und der Potsdamer Wasserwacht (WW)
nach Dresden. Mit dabei sind sowohl Kollegen der 2. WA als auch Kameraden
der FF und der WW. Neben tagelangem Pumpeinsatz in den vollgelaufenen
Kellerräumen des Dresdner Zwingers wurde die Tauchergruppe mit ihrem
Arbeitsboot im Ortsteil Laubegast aktiv.
Am 17. August wurden die Feuerwehrtaucher Rainer Schulz und
Jörg Schütze in ihrem Boot von einem Kamerateam von Deutsche Welle-TV
begleitet. Am Folgetag gingen die erschütternden Bilder des von
schmutzigen Elbwasser überfluteten Dresden-Laubegast rund um den Erdball.
Als die Spitzenwerte der Pegelstände Sachsen durchquert hatten erreichten
sie Brandenburg. Die freiwilligen Helfer mit der Tauchergruppe verlegten
von Dresden in die Prignitz nach Perleberg: Die Elbdeiche hielten
dem Wasserdruck stand, die befürchtete Katastrophe trat hier nicht ein.
Informationen zu den Einzelnen Zeitabschnitten der Tätigkeit der Tauchergruppe
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